Munich Vibes — Svenja (35)

#munichchurchrefresh

Der Blog

Munich Vibes — Svenja (35)

28. Dezem­ber 2022   |   Munich Vibes

Du

Wer bist Du?

+ Meis­tens is bei mir ganz viel los. Aber meis­tens sind das auch alles sehr schö­ne Sachen, die mich auf Trapp halten. Musik, Liebe, Denken und Etwas gemein­sam erschaffen.
+ Ich bin wahr­schein­lich schon eine ziem­li­che Idea­lis­tin. Zumin­dest folge ich rela­tiv blind dem, was mich glück­lich macht und was mich erfüllt. Das kommt wohl auch mit einem Preis, z.B. wenig Geld und etwas weni­ger gutbür­ger­li­cher Sicher­heit. Das fühlt sich auch manch­mal nicht so gut an. Aber so rich­tig die Wahl habe ich wohl eh nicht.
+ Ich bin Schwes­ter, Toch­ter, Ehefrau und Mama. Ich bin Freun­din, Chor­lei­te­rin und Team­mit­glied. Und ich bin einsa­me und ewige Dokotrandin. 
+ Ich bin melan­cho­lisch, nost­al­gisch, poesi­e­süch­tig, ängst­lich und mutig zugleich.
+ Und ich bin in vielen Dingen uner­sätt­lich… das kann Wissen und Leben, aber auch Essen und Netflix sein. 

Spirit

(Was) glaubst Du? Was gibt Dir Halt?

Ich glau­be an das „Prin­zip“ eines christ­li­chen Gottes und ich und mein Glau­ben sind konstant in Bewe­gung. Mehr an das Prin­zip glau­ben als an den konkre­ten Gott Vater (und alles, was da so mit ihm kommt) hilft mir enorm, meinen Glau­ben leben zu können, ohne mich an den für meinen Geschmack und Kennt­nis­stand manch­mal zu engen Formen des Chris­ten­tums zu sehr zu stören. Ich bin christ­lich sozia­li­siert, meine Fami­lie war aber nur einmal im Jahr in der Kirche, an Weihan­ch­ten. Aber ich blieb immer in Nähe des Glau­bens, weil mich (und ich weiß, das geht nicht jedem so) die Menschen in der Kirche instink­tiv ange­zo­gen haben. Das waren gute Menschen, mit warmen und herz­li­chen Augen. 

Trotz­dem war und ist da auch immer eine Barrie­re. Die Spra­che und der Glau­ben, wie ich ihn in der Kirche kennen­ler­ne ist mir zu stark, zu konkret, zu abso­lut. Für mich funk­tio­niert das nicht. Der Rahmen ist mir quasi zu eng, da passe ich nicht rein. Deswe­gen habe ich es in der Vergan­gen­heit einfach so gehal­ten, dass ich meine ganz eige­nen Bezie­hung zu einem Gott habe, den ich gar nicht so rich­tig für mich defi­nie­re, außer eben schon ein biss­chen: Als das Prin­zip der Liebe, des Guten. Und ja, ich kann damit d’ac­cord sein, dass dieses Prin­zip auch Jesus inspi­riert hat. Durch meinen Mann, der in sehr engem Verhält­nis mit der Kirche aufge­wach­sen ist, bin ich in den letz­ten Jahren mehr moti­viert, mich mit dem Chris­ten­tum tiefer zu beschäf­ti­gen. Ich merke dabei, dass mir oftmals Wissen gefehlt hat, das, was sich für mich eng ange­fühlt hat, in seiner gesamt­christ­li­chen (aufge­klär­ten und libe­ra­len) Bedeu­tung verste­hen und einord­nen zu können. Mit zuneh­men­dem Wissen fühlt sich auch die bestehen­de christ­li­che Praxis nicht mehr so eng und unmög­lich für mich an. Trotz­dem bleibt sie ein frem­des Gewand, das nicht ganz passen mag. Viel­leicht muss sie es aber auch gar nicht. Glau­ben funk­tio­niert viel­leicht ohne­hin indi­vi­du­ell und subjektiv. 

Suche

Wonach sehnst Du dich?

Ohhhh, was für eine Frage. 
Ich sehne mich nach etwas mehr Ruhe und Sicher­heit. Hier soll­te man aber wohl erwäh­nen, dass mein Leben in den letz­ten Jahren im Vergleich mit dem akade­mi­schen Normal­bür­ger mit 35 viel­leicht auch etwas unsi­che­rer war. Der Kampf um die Inte­gra­ti­on meines Mannes in Deutsch­land war in den letz­ten Jahren finan­zi­ell und büro­kra­tisch zermür­bend und stre­cken­wei­se ängstein­flö­send. Ruhe, exis­ten­ti­el­le Sicher­heit und die Möglich­keit, seine Ener­gien für ande­res verwen­den zu können und zu dürfen, das ist eine Sehn­sucht von mir. 
 
Dann ist da aber auch die Ruhe, weni­ger machen zu können und mehr den Moment wahr­neh­men zu können. Ein Problem der rasen­den Moder­ne. Ich weiß, was wich­tig ist im Leben: Liebe, Menschen, Fami­lie, Krea­ti­vi­tät. Und dennoch bleibt oft wenig inne­re Ruhe, diese Berei­che acht­sam pfle­gen zu können. Und Halbes ist nunmal nichts Ganzes. 
 
Und dann sind da noch die Träu­me. Ich merke in letz­ter Zeit immer deut­li­cher, wie die Zeit verrinnt und viel­leicht der Zug für den ein oder ande­ren Traum abge­fah­ren ist. Ich weiß, das ist mit 35 viel­leicht etwas düster, wenn­gleich meines Erach­tens auch realis­tisch. Mit 35 lernt man z.B. nicht mal schnell noch Jazz­kla­vier. Vor allem bräuch­te man da ja Zeit, hahaha. 

Lieblingsorte

in München, an denen du „etwas“ spürst

Die ganze wunder­präch­ti­ge Isar mit ihren viel­fäl­ti­gen Ufern. Der Flau­cher kommt in sommer­li­cher, fami­liä­rer Bade­ho­sen­ma­nier daher. Das Lehel­ufer ist im Herbst mit teil­wei­se einem halben Meter hohen Laub­mee­ren in bunten Farben majes­tä­tisch, roman­tisch, ja erha­ben. Und mir ist es nie zu voll, denn die Menschen, die bunten Münchner*innen, gehö­ren dazu. 

Und dann ist da die Innen­stadt mit ihr histo­ri­schen, alten Gebäu­den, die von den Errun­gen­schaf­ten der mensch­li­chen Geschich­te zeugen. Ich habe Lite­ra­tur und Geschicht studiert. Ich bin wohl eine Nost­al­gi­ke­rin. Nichts war früher besser, aber die Tatsa­che, dass unse­re Spezi­es schon so lange exis­tiert und doch neben allem Mist auch so Wunder­ba­res hervor­bringt, lässt mich jedes Mal dank­bar für das Leben sein.

Munich Vibes - 7 Fragen | 7 Denkimpulse | 7 Antworten von #munichchurchrefresh

Church

Was kommt Dir beim Wort „Kirche“ in den Sinn?

Ich bin für die Kirche, nur nicht so, wie sie momen­tan besteht. Sie steckt fest und möch­te sich verän­dern. Doch selbst die jüngs­ten und fres­hes­ten Pfarrer*innen und Vikar*innen schaf­fen es nicht im Rahmen ihrer Jobs. Viel­leicht sind ihnen struk­tu­rell und kapa­zi­tä­ten­tech­nisch die Hände gebunden. 
Viel­leicht sehen sie aber auch doch noch nicht ganz, wie viel Verän­de­rung nötig wäre, um die Leute außer­halb wieder mit Glau­ben in Reso­nanz setzen zu können. Ich verste­he immer mehr, was hinter Begrif­fen wie „Gott-Vater”, „Jesus halb Mensch, halb Gott” steht und wie ich es für mich verste­hen kann. Doch der Durch­schnitts­bür­ger setzt sich viel­leicht nicht in seiner Frei­zeit damit ausein­an­der, was hinter der altba­cke­nen und doch hoch meta­pho­ri­schen bzw. bedeu­tungs­rei­chen Spra­che eines „Vater Unser” verbor­gen ist. Alles bleibt eng und die Perfor­mance im Gottes­dienst holt – wenn über­haupt – nur noch eine älte­re Gene­ra­ti­on ab. Es mag Ausnah­men geben, ich kenne sie aber nicht. Oder sie reichen mir nicht, um mir für die Kirche als Ort der chrsit­li­chen Gemein­schaft Zeit zu nehmen. Glau­ben kann ich ja auch so. Obwohl ich schon auch den regel­mä­ßi­gen Austausch und eine Gemein­schaft vermisse. 

Refresh

Wie darf eine „neue“ Kirche für Dich aussehen?

+ Eine Kirche, die cool ist, weil sie Menschen herz­lich und unper­fekt mitein­an­der vereint. 

+ Eine Kirche, die ihre Mitglie­dern in ihren Ange­bo­ten zu mündi­gen Chris­ten bildet. Das heißt, sie mit Wissen ausstat­tet und Fragen ermög­licht, damit ein jeder zu seiner eige­nen Glau­bens­pra­xis ermäch­tigt wird. 

+ Eine moder­ne Kirche, die in ihrem Ange­bot die Viel­falt der Bürger*innen abdeckt. 

+ Eine Kirche auf tech­nisch aktu­el­lem Stand. Mit guter, viel­fäl­ti­ger Musik.

+ Rheto­risch star­ke und alltags­be­zo­ge­ne Predigten. 

+ Coole gemein­sa­me Unternehmungen. 

 

Eine solche Kirche zieht Menschen an und lädt zum Mitwir­ken ein. Weil die Mitglied­schaft die eige­ne Lebens­qua­li­tät erhöht. Ja, Glau­ben und Kirche müssen einem schon etwas brin­gen, Überraschung!

Bewegung

Was/Wen möchtest Du mit uns bewegen?

Ich bin bei Munich Church Refresh, weil ich heraus­fin­den möch­te, ob meine Gedan­ken über die Kirche und Glau­ben auch von ande­ren geteilt werden. Und weil ich gerne mit ande­ren zusam­men etwas aufbau­en möch­te, das für meinen Glau­ben nicht nur Heimat sondern auch frucht­ba­rer Boden sein kann. 

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert