Zwischen den Stühlen

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Zwischen den Stühlen — Eine kleine Farbenlehre

8. Dezem­ber 2022   |  Refresh  |  Sarah

Ich bin müde. Der Tag war lang und anstren­gend und ich möch­te mich ein wenig ausru­hen. Ich betre­te das Zimmer und mein Blick fällt erleich­tert auf zwei Stüh­le, einen blau­en und einen roten. Ich gehe darauf zu, doch kann mich nicht entschei­den. Blau ist mir ein wenig zu kühl, aber rot steht mir auch nicht so gut. Ich habe einen neutral bis kühlen Haut­un­ter­ton und wenig Kontras­te. Lila ist meine Farbe – am besten etwas mit Grau­stu­fen vermischt. Mauve nennt man das, glau­be ich. Ich setze mich in die Mitte auf die Stüh­le. So kann ich mir vorstel­len, dass ich beide Farben mische. Lila steht mir. Grau­stu­fen sehe ich aller­dings weit und breit keine… Mir fällt auf, dass es etwas unbe­quem ist, so mit einer Arsch­ba­cke auf jedem Stuhl. Sitzen geht schon, aber man kann sich nicht rich­tig anlehnen.

Jemand ande­res betritt den Raum. Er setzt sich neben mich auf den blau­en Stuhl. Er schaut mich an und fragt „Warum sitzen Sie denn auf beiden Stüh­len? Das ist mir sehr unan­ge­nehm. Rutschen Sie doch rüber, der rote Stuhl ist ja ganz leer.“ Ich erklä­re ihm, dass ich einen neutral bis kühlen Haut­un­ter­ton habe und mir lila sehr gut steht. Er sieht mich verständ­nis­los an. Erstaun­lich wenig Menschen kennen sich aus mit Hautuntertönen.

Eine ande­re betritt den Raum. Sie setzt sich auf den roten Stuhl neben mir. Sie wirkt sehr freund­lich und lächelt mich an. „Der Stuhl ist wirk­lich sehr hart“, sagt sie. „Ich habe da drüben eine regen­bo­gen­far­be­ne Hänge­mat­te gese­hen, möch­ten Sie viel­leicht mit rüber gehen?“ »

Zwischen den Stühlen - Post auf dem Blog von Munich Church Refresh

Das klingt wunder­bar, denke ich und beja­he. Aber das Aufste­hen klappt nicht so rich­tig. Wer schon­mal in Hotpants im Sommer U‑Bahn gefah­ren ist, der weiß was passie­ren kann: Man klebt fest. Etwas verzwei­felt frage ich den Mann, ob er mir viel­leicht etwas Wasser reichen kann, um die Verkle­bung zu lösen. Er steht eifrig auf, holt einen Eimer mit Wasser und Kern­sei­fe und schüt­tet ihn über mich. Ich bin ganz nass, aber es funk­tio­niert: Ich kann aufste­hen. Ich gehe rüber zur Hänge­mat­te und sie sieht wirk­lich sehr gemüt­lich aus. Doch die Frau schickt mich weg. Ich röche so stark nach Kernseife.

Ich gehe erst­mal duschen. Und wünsche mir einen Schau­kel­stuhl in lila. Oder noch besser: mauve.

Sarah

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